Emil Herzog

Aus Zwicki
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Emil Wilhelm Herzog (* 25. Oktober 1809 in Zwickau; † 1. November 1883 ebenda) war ein deutscher Mediziner und Chronist. Insbesondere seine Chronik der Kreisstadt Zwickau ist von großer regionalhistorischer Bedeutung.

Eltern

Der Vater Friedrich Wilhelm August Herzog († 1833) hatte ab 1806 bis zu seinem Tod die Stern-Apotheke inne (heutige Adresse: Hauptmarkt 18), die danach als Lagerraum von dern benachbarte Löwen-Apothekte genutzt wurde. Die Mutter Henriette Herzog, geb. Richter, war Tochter des Pfarrers Carl Heinrich Richter in Mülsen St. Micheln. Die Hochzeit fand am 23. April 1807 statt.[1]

Frühe Jahre

Herzog besuchte von 1819 bis zunächst 1823 das Zwickauer Lyzeum. Nachdem er vier Jahre in der väterlichen Apotheke ausgeholfen hatte, ging er 1827/1828 erneut an das Lyzeum. Dort lernte er Robert Schumann kennen, mit dem er nach Abschluss der Schule zum Studium nach Leipzig ging. Schumann studierte Jura und Herzog Medizin.[1] Schumann hielt ihn in seinem Notizbuch unter anderem neben Archdiakon Gotthilf Ferdinand Döhner und seinem Klavierlehrer Johann Gottfried Kuntsch[2] als einen seiner ältesten Freunde fest und verfasste ein an ihn gerichtetes Stammbuchgedicht.[3][4] Herzog leistete später auch kleine Zuarbeiten für den Schumann-Biografen Wilhelm Joseph von Wasielewski.[5]

Berufliches Leben

1832 wurde Herzog in Leipzig zum Dr. med. promoviert und ging als praktischer Arzt zurück nach Zwickau. Neben seiner medizinischen Arbeit beschäftigte er sich mehr und mehr mit der Stadtgeschichte Zwickaus. 1839 gab er seine Tätigkeit als Arzt auf und stellte den ersten Teil seiner Zwickauer Stadtchronik fertig. Er arbeitete in Zwickauer Archiven und fertigte aus der Zeit des 12. bis 16. Jahrhunderts etwa 250 Abschriften von Urkunden an, die in das Stadtarchiv aufgenommen wurden und von denen er einige in seine Chronik aufnahm. Allerdings hat er auch Archivmaterial ausgesondert, das er nicht wichtig fand und das heute als verloren gilt. 1845 erschien der zweite Teil seiner Stadtgeschichte Zwickaus in zwei Abteilungen. Die Chronik der Kreisstadt Zwickau wird bis heute als Quelle für stadtgeschichtliche Fakten genutzt. Der Historiker Uwe Schirmer betont die wissenschaftliche Güte der systematischen Stadtbeschreibung sowie das quellenkritische Herangehen und den Positivismus.[6] Daniel Jakob bedauert, dass die Quellen „nicht immer bekannt“ sind und einige der Aussagen durch spätere Forschung korrigiert werden mussten.[7]

Nach Erscheinen der Stadtchronik widmete er sich speziellen stadthistorischen Themen und weiteren sächsischen Regionen. Er veröffentlichte über 200 Artikel in Büchern und Zeitschriften, unter anderem in den Mitteilungen des Freiberger Altertumsvereins und im Archiv für die Sächsische Geschichte. Seine Schriften werden zusammen mit denen von Eduard Flechsig als Zeugnisse des gestiegenen Bewusstseins für die Regionalgeschichte eingeschätzt. Sie enthalten neben Ortschroniken auch andere regionalkundliche Literatur[8] und brachten einen großen Erkenntnisgewinn für die Zwickauer Geschichtsschreibung[1].

Familie

Herzogs ältere Tochter Ida (1858–1937) heiratete 1886 einen Verlagsbuchhändler, über seine jüngere Tochter Emma gibt es keine näheren Informationen.

Es muss mindestens eine Mutter gegeben haben, vermutlich eine Ehefrau. Diese ist in den herangezogenen Quellen unsichtbar.

Nach dem Tod

Herzog wurde auf dem Hauptfriedhof beigesetzt.

In Zwickau wurde 1904 die Emil-Herzog-Straße nach ihm benannt (ab 1906: Herzogstraße, seit 1946 wieder Emil-Herzog-Straße).[9] Die Sackgasse zweigt südlich von der Marienthaler Straße ab und verläuft so westlich parallel zur Olzmannstraße.

Schriften

  • Chronik der Kreisstadt Zwickau. Mit lithographirten Ansichten und Plänen.
    • 1. Teil: Topographie und Statistik. Zückler, Zwickau 1839 (Digitalisat). Reprint: Von Elterlein, Stuttgart 1999.
    • 2. Teil: Jahresgeschichte. Zückler, Zwickau 1845 (Digitalisat). Reprint: Von Elterlein, Stuttgart 1999.
  • Geschichte des Zwickauer Steinkohlenbaues. Ein Beitrag zur Geschichte der sächsischen Industrie. Adler und Dietze, Dresden 1852 (Digitalisat).
  • Die große Wasserfluth in Zwickau und Umgegend am 31. Juli 1858 und folgenden Tagen. Mit einer kurzen Chronik der früheren Mulden-Hochfluthen. Zückler, Zwickau 1858.
  • Geschichte der St. Moritzkirche zu Zwickau und ihres Kirchspiels. Richter’sche Buchhandlung, Zwickau 1866 (Digitalisat).
  • Geschichte des Zwickauer Gymnasiums. Eine Gedenkschrift zur Einweihungsfeier des neuen Gymnasialgebäudes. Richter’sche Buchhandlung, Zwickau 1869 (Digitalisat).

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Michael Löffler: Zum 200. Geburtstag von Dr. med. Emil Wilhelm Herzog. In: Cygnea. Schriftenreihe des Stadtarchivs Zwickau. Nr. 7, 2009, S. 6–11, hier S. 6–7 (online, PDF; 6,4 MB).
  2. Der junge Schumann. Sonderausstellung im Robert-Schumann-Haus Zwickau, 22. April bis 18. August 2018. Nr. 15 (PDF; 199 kB).
  3. Poesiealben aus Schumanns Zwickauer Freundeskreis. Sonderausstellung im Robert-Schumann-Haus Zwickau, 16. September bis 30. Dezember 2018. Nr. 3, Nr. 4 und Nr. 25 (PDF; 472 kB).
  4. Emil Herzog] in der Carl-Maria-von-Weber-Gesamtausgabe.
  5. Der junge Schumann. Sonderausstellung im Robert-Schumann-Haus Zwickau, 22. April bis 18. August 2018. Nr. 17 (PDF; 199 kB).
  6. Uwe Schirmer: Johann Christian Engelschall. Beschreibung der Exulanten- und Bergstadt Johanngeorgenstadt. In: Neues Archiv für sächsische Geschichte. Band 70 (1999), 2000, S. 380–384, hier S. 383
  7. Daniel Jakob: Archäologische Funde und Erkenntnisse zur Frühgeschichte und Stadtentstehung Zwickaus. In: Kulturamt der Stadt Zwickau (Hrsg.): Chronik Zwickau. Sandstein Verlag, Dresden 2017, Bd. 1, S. 14–37, hier S. 19.
  8. Lutz Mahnke: 510 Jahre Ratsschulbibliothek Zwickau (1498–2008). In: Das Magazin der Bibliotheken in Sachsen. Nr. 1, März 2008, S. 54 (online).
  9. Aktuelles Straßenverzeichnis. In: Kulturamt der Stadt Zwickau (Hrsg.): Chronik Zwickau. Sandstein Verlag, Dresden 2017, Bd.&nbsp3, S. 223–236, hier S. 227.