Nach Zwickau benannte Fahrzeuge
Eine historische Audi-Baureihe und sieben individuelle Fahrzeuge wurden nach der Stadt Zwickau benannt; zwei Schiffe zu DDR-Zeiten, ein Flugzeug kurz nach BRD-Beitritt und vier Schienenfahrzeuge in den Nullerjahren. Der Lokaljournalist Christian Adler bezeichnete sie als »Botschafter im Dienste der Stadt Zwickau«[1]. Teilweise sind sie »außer Dienst«[2]. Bei der Hälfte wurde neben dem Namen auch das Stadtwappen angebracht.
Audi 20/100 PS Zwickau
Jörgen Skafte Rasmussen wurde 1928 Hauptaktionär der Audiwerke. Er ließ achtzylindrische, verhältnismäßig große, Rickenbacker Motoren, die in Amerika entwickelt worden waren und nun auch in Scharfenstein produziert wurden, in die neuen Typen »Imperator«, »Zwickau« und den kleineren »Dresden« (75 PS) einbauen. Die Karosserie-Firma Hornig aus Meerane versah die Zwickauer Limousine mit einem Pullman-Aufbau. Ein Stadtwappen wurde am Kühler angebracht. Immer wieder wurden Schwingungen, Geräusche und geringe Leistung bemängelt. Letztlich war die deutsche Produktion noch nicht bereit für Achtzylindermotoren und die 450 »Zwickauer« wurden Teil eines Verlustgeschäfts. Technische Daten: Geschwindigkeit: 100 km/h, Verbrauch: 22,0 l/100 km, Leergewicht: 2100 kg, Länge: 4,965 m, Breite: 1,780 m, Höhe: 1,870 m, Zylinder: 8, Hubraum: 5130 ccm, Nenndrehzahl: 3000 U/min.[3]
Binnenfrachtschiff Zwickau
Das 67 Meter lange Binnenfrachtschiff Zwickau wurde in der Roßlauer Schiffswerft gebaut und war 1962 bis 1990 unter DDR-Flagge im Einsatz, danach unter BRD-Flagge. Ab 1994 wurde das Schiff an die Prager Contrans s.r.o. vermietet. Diese übernahm es 1998, was mit einer Umbenennung in CT Berenica und tschechicher Beflaggung einherging. Aufgrund eines Motorschadens wurde das Schiff 2003 ausrangiert und in Prag abgestellt. 2012 erfolgte die Entkernung und der Abbruch der Oberbauten. 2014 wurde der Korpus nach Mělník (ca. 30 km nördlich von Prag) in einen Seitenarm der Elbe verlegt und sank dort, sodass das Wrack nur knapp über die Wasseroberfläche hinausragt.[4]
Hochseefrachtschiff Zwickau
Das 182 Meter lange und 7200 PS starke Hochseefrachtschiff Zwickau war von 1969 bis 1988 im Dienst der Deutschen Seereederei (DSR) und fuhr damit unter DDR-Flagge. Über die gesamte Einsatzzeit fuhr das Schiff in 235 Reisen 41 Häfen in 16 Ländern an. Dabei legte es den 47-fachen Erdumfang zurück und transportierte 5,2 Millionen Tonnen Ladung – vor allem Erz und Öl. Das Schiff wurde 1988 in Murmansk (Russland) ausrangiert und ein Jahr später in Alang (Indien) abgewrackt.[5]
Flugzeug Zwickau
Im Juni 1991 wurde ein in Toulouse (Frankreich) gebauter Airbus A320-200 ausgeliefert. Er wurde am 10. Juni 1992 von Beate Eichhorn, der Frau des damaligen Bürgermeisters, auf den Namen »Zwickau« getauft, der sich bis 2014 hielt. Das Flugzeug der Deutschen Lufthansa AG mit 150 Sitzplätzen flog in diesem Zeitraum insgesamt 136 Flughäfen in Mittelstreckenentfernung an. Im Zuge einer Übernahme durch die Tochtergesellschaft German- bzw. Eurowings wurde der Airbus umlackiert und namenlos; das Kennzeichen D-AIQC blieb. Nachdem das Flugzeug ausrangiert wurde, steht es seit Januar 2020 zu Trainingszwecken bei der Kunz GmbH in Hahn am See. Da eine Namenspatenschaft bei der Lufthansa dauerhaft gültig ist, galt es 2019 als wahrscheinlich, dass bis spätestens 2030 ein anderes Flugzeug »Zwickau« heißen wird.[6]
Straßenbahn Stadt Zwickau
Eine fünfteilige, 70 km/h schnelle Niederflurstraßenbahn des Typs NGTD12DD mit der Nummer 232 804-0 bzw. 2804 wurde von Bombardier hergestellt und am 10. Juli 2003 in Dresden angeliefert. Am 25. August tauften Frank Müller-Eberstein, damaliger Technischer Vorstand der Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB), Eugen Kirchdörfer, damaliger Zwickauer Bürgermeister für Finanz- und Vermögensverwaltung, sowie Anett Glöckner, damalige Geschäftsführerin der Städtischen Verkehrsbetriebe Zwickau (SVZ), diese im Dresdner Betriebshof Trachenberge auf den Namen „Stadt Zwickau“. Am 11. September 2003 erfolgte die Inbetriebnahme. Der Straßenbahntyp galt damals mit 45,09 Metern als längster der Welt. Aufgrund der hohen Kapazität von mehr als 100 Sitz- und mehr als 150 Stehplätzen befährt der Straßenbahnzug vorrangig nachfragestarke Linien (3, 7, 11). Eine eingefrorene Weiche im Stadtteil Klotzsche führte am 2. Februar 2012 zu einer Entgleisung, die eine kurzzeitige Reparatur nach sich zog. Ausgehend von einer regulären Betriebszeit von 20 bis 30 Jahren kann die voraussichtliche Außerbetriebnahme sehr grob auf 2028 geschätzt werden.[7]
Triebwagen der Vogtlandbahn Stadt Zwickau
Am 15. Oktober 2003 tauften Dietmar Vettermann, damaliger Oberbürgermeister, und Tobias Richter, damaliger Geschäftsführer der Vogtlandbahn GmbH, im Hauptbahnhof einen Dieseltriebwagen der Vogtlandbahn des Typs Desiro (VT 45) auf den Namen „Stadt Zwickau“. Jeweils oberhalb der Schriftzüge wurde das Zwickauer Wappen angebracht.[8]
Hochgeschwindigkeitszug Zwickau
Am 31. Juli 2004 taufte OB Vettermann einen weiteren Zug im Hauptbahnhof: Der Intercity-Express der zweiten Baugeneration Tz 205 erhielt den Namen »Stadt Zwickau« samt Stadtwappen. Die Zugtaufe wurde mit Bier der Mauritius-Brauerei vollzogen. Der Spielmannszug Zwickau beteiligte sich am Festakt. 2011 wurde der ICE 2 der Baureihe 402 grundlegend modernisiert. Er ist 205 Meter lang, 280 km/h schnell und für 381 Fahrgäste ausgelegt. Regulär wird Zwickau nicht von Fernzügen angefahren. Im Gegensatz zur Lufthansa erlischt hier bei Außerbetriebnahme die Namenspatenschaft.[9]
Triebwagen der Erzgebirgsbahn Stadt Zwickau
Im Rahmen des 150. Jubiläums der Eisenbahnstrecke Zwickau–Schwarzenberg taufte Pia Findeiß, damals noch Bürgermeisterin für Soziales und Kultur, am 3. Mai 2008 im Hauptbahnhof einen Dieseltriebwagen der Erzgebirgsbahn auf den Namen »Stadt Zwickau«. Wie bei der Vogtlandbahn wurde das Zwickauer Wappen abgebildet und der Triebwagen auch in der Stadt eingesetzt.[10]
Literatur
- Christian Adler: Botschafter im Dienste der Stadt Zwickau. In: Zwickauer Seiten. Eine Liebeserklärung an Sachsens schöne Schwanenstadt. Hohenheim-Verlag, Stuttgart/Leipzig 2011, S. 37–38.
- Christian Adler: Zwickau. Der Stadtführer. Chemnitzer Verlag, Chemnitz 2017, S. 184, 185, 199.
- Frank Dörfelt: »Zwickau« – einst in der Luft, heute nur noch auf der Schiene. In: Freie Presse, Werdauer Zeitung vom 12. Februar 2019, S. 13.
Einzelnachweise
- ↑ Adler 2011, S. 37.
- ↑ Adler 2017, S. 185.
- ↑ August Horch Museum Zwickau gGmbH: Der Audi 20/100 PS "Zwickau" - vermeintlicher Aufschwung unter neuer Firmenleitung, 31. Juli 2009. In: lifePR, abgerufen am 30. März 2023.
Traumautoarchiv: Audi Typ SS 20/100 PS "Zwickau" Pullman-Limousine 1930, abgerufen am 30. März 2023.
Traumautoarchiv: Audi Typ SS 20/100 PS "Zwickau" Hornig Pullman-Limousine 1931, abgerufen am 30. März 2023.
Siehe auch Jörgen Skafte Rasmussen in der deutschsprachigen Wikipedia. - ↑ Adler 2017, S. 185; Dörfelt 2019; DDR-Binnenschiffahrt: Zwickau, abgerufen am 13. März 2023.
- ↑ Adler 2017, S. 185; Dörfelt 2019.
- ↑ Adler 2011, S. 37f; Adler 2017, S. 185; Dörfelt 2019.
D-AIQC Germanwings Airbus A320-200 auf Planespotters.net, abgerufen am 13. März 2023.
KUNZ GmbH Aircraft Equipment, abgerufen am 13. März 2023.
Siehe auch Airbus A320-200 in der deutschsprachigen Wikipedia und für Bilder D-AIQC (Lufthansa) auf Wikimedia Commons. - ↑ Adler 2011, S. 38; Adler 2017, S. 199.
Adler: Botschafterin in Dresden: Straßenbahn "Stadt Zwickau" seit zehn Jahren auf Achse auf ZWICKAUtopia – Die Zwickauer Seiten, archiviert am 21. Juli 2013, abgerufen am 13. März 2023.
DVB/Straßenbahnflotte, abgerufen am 13. März 2023.
NGTD12DD - Niederflur-Gelenktriebwagen - TW-2801 bis TW-2843 auf Tram2000, abgerufen am 13. März 2023.
Siehe auch Gelenktriebwagen NGT D12DD in der deutschsprachigen Wikipedia. - ↑ Adler 2011, S. 38.
Zwickauer Pulsschlag. Amtsblatt der Robert-Schumann-Stadt Zwickau. 2003; Nr. 37, S. 1 (PDF); Nr. 38, S. 1 (PDF).
Siehe auch Desiro und Regiosprinter in der deutschsprachigen Wikipedia. - ↑ Adler 2011, S. 38; Adler 2017, S. 184; Dörfelt 2019.
Siehe auch ICE 2 in der deutschsprachigen Wikipedia. - ↑ Adler 2011, S. 38.
Erzgebirgsbahn wirbt mit Stadt Zwickau. In: Zwickauer Pulsschlag. Amtsblatt der Robert-Schumann-Stadt Zwickau. 2008; Nr. 10, S. 1 (PDF).
Siehe auch Erzgebirgsbahn in der deutschsprachigen Wikipedia.